Dies galt keineswegs nur für die deutsche Arbeiterbewegung, sondern er wurde seit dem 19.Jahrhundert (Haymarket Affair in Chicago 1886, blutiger Vorfall bei einer Kundgebung für den Achtstundentag) in zahlreichen Ländern als Kampftag begangen. Der Anlass für das Begehen des Ersten Mais war somit keinesfalls ein erfreulicher. Vor allem die Forderung nach dem Achtstundentag wurde von der Arbeiterbewegung an diesem Tag in zahlreichen Ländern in Europa und Nordamerika erhoben.

 

Die Weimarer Nationalversammlung hatte sich am 6.2.1919 konstituiert. Weimar wurde als Tagungsort gewählt, da es in Berlin zu zahlreichen Unruhen gekommen war. Die SPD stellte mit Friedrich Ebert den Reichspräsidenten (Staatsoberhaupt). Am 11.2. wurde Ebert von der Nationalversammlung gewählt.
Zum Reichsministerpräsidenten (Regierungschef, später wurde dieses Amt wieder in „Reichskanzler“ umbenannt) wurde am 13.2.1919 Philipp Scheidemann von der Nationalversammlung gewählt. Nachdem die SPD im Kaiserreich politisch ausgegrenzt war – erst gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde die SPD in die Regierungsverantwortung aus politisch-taktischen Gründen seitens der Eliten des Kaiserreichs eingebunden – konnte sie jetzt wirklich Verantwortung übernehmen. Am 19.1.1919 war sie bei Wahlen zur Nationalversammlung mit 37,9 % die mit Abstand stärkste Partei geworden.

 

Die neue Regierung aus SPD, DDP (linksliberal) und der CVP (außerhalb Bayerns das Zentrum, in Bayern die Bayrische Volkspartei; christlich, katholisch geprägt) setzte dann auch zwei zentrale Anliegen der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie sehr schnell um: Der Achtstundentag wurde eingeführt und der Erste Mai zum gesetzlichen Feiertag erklärt.
Diese beiden großen Erfolge der Sozialdemokratie hielten allerdings nicht lange: Aufgrund der wirtschaftlichen Not in der Nachkriegszeit wurde der Achtstundentag durch Verordnungen und Sonderregelungen faktisch wieder abgeschafft; der Erste Mai wurde nur für 1919 zum gesetzlichen Feiertag erklärt, er konnte nicht auf Dauer als gesetzlicher Feiertag etabliert werden. SPD und Gewerkschaften konnten sich hier politisch nicht durchsetzen. Nur in einzelnen Ländern (z.B. Sachsen) blieb er als Feiertag erhalten.

 

Zum dauerhaften gesetzlichen Feiertag in Deutschland wurde der Erste Mai erst im April 1933 erklärt, genauer gesagt zum „Feiertag der nationalen Arbeit“. Dieser wurde am 1. Mai 1933 mit großem propagandistischen Aufwand begangen. Der neue Reichskanzler Adolf Hitler zerschlug die freien Gewerkschaften jedoch nur einen Tag später, am 2. Mai 1933. Damit wurde deutlich, dass der Feiertag von Hitler für seine Zwecke instrumentalisiert und in seiner eigentlichen Bedeutung ins Gegenteil verkehrt wurde (Zerstörung freier Gewerkschaften; die Arbeitnehmer wurden fortan in der sogenannten DAF = Deutsche Arbeitsfront  zwangsorganisiert).

Erst in der Bundesrepublik wurde der Erste Mai ein (dauerhafter) gesetzlicher Feiertag, der auch nach dem Sinn seiner ursprünglichen Bedeutung und Intention begangen wird.