Das Thema Wilder Müll beschäftigt schon seit vielen Jahren die Weiterstädter Politik. Ja, Weiterstadt hat ein Müllproblem, so wie viele andere Kommunen dieser Größenordnung, Wirtschaftskraft und guten Verkehrsanbindung auch. So ist es in Stadtrandlage leicht, unerkannt größere Mengen Abfall (Wilder Müll) abzuladen.
Die Vermüllung ist zu einem erheblichen Anteil begründet im sogenannten Shoppingtourismus. Personen, die die ansässigen Gewerbe nutzen und auf dem Rückweg schnell mal die Tüte aus dem Fastfoodrestaurant oder den Kaffeebecher aus dem Autofenster entsorgen (Littering).
Aber Weiterstadts Verwaltung und seine Bürgerinnen und Bürger legen nicht untätig die Hände in den Schoß, sondern kämpfen an verschiedenen Fronten gegen diese Umweltsünden. Die Vermüllung und die jährlich stattfindende Müllsammelaktion waren für SPD und FWW der Anstoß einen Antrag zu stellen. Im Jahr 2019 wurde daher die Verwaltung beauftragt, ein Konzept gegen den Wilden Müll zu erstellen und umzusetzen. Die Verwaltung legte kurz darauf ein Papier vor, was alles bereits gemacht wird und darüber hinaus geplant ist.
Die SPD-Fraktion hat sich daher sehr über einen Antrag des Stadtverordneten Groß von der FDP gewundert, der in der Novembersitzung einen „Aktionsplan“ gegen Wilden Müll auf die Tagesordnung setzen ließ, der inhaltlich fast komplett deckungsgleich mit dem beauftragten Konzept von 2019 war.
„Wir brauchen das Rad nicht neu zu erfinden.“ kommentierte Kathrin Keil, Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Mobilität, den zweistufigen Aktionsplan der FDP in Ihrer Rede in der Stadtverordnetenversammlung. Es gäbe nichts darin, was nicht schon längst gemacht würde. So gäbe es städtisches Infomaterial zur korrekten Müllentsorgung, genauso wie Kampagnen an Schulen und Kindergärten, die regelmäßige Ansprache des Themas bei Bürgerversammlungen oder im Bürgermeisterchat, ein Banner, das dazu aufruft, die Stadt sauber zu halten und vermehrte Streifengänge des freiwilligen Polizeidienstes an neuralgischen Punkten, auch in den Abendstunden, zählte Keil auf. Auch der Präventionsrat hat das Thema immer wieder auf der Tagesordnung und informiert bei Begegnungsfesten darüber.
Im städtischen Bauhof gibt es Mitarbeiter, die tagtäglich Müll von den öffentlichen Anlagen, den Straßen und Kinderspielplätzen und den Grünanlagen entfernen, zusätzlich wurden an stark frequentierten Orten große rote Eventtonnen aufgestellt, in die auch mal ein Pizzakarton passt. Bei den regelmäßigen jährlichen Müllsammelaktionen, an denen Vereine, Verbände, Gruppen, Familien und Einzelpersonen teilnehmen und als Umweltpaten engagieren sich immer mehr Weiterstädter Bürgerinnen und Bürger, damit ihre Stadt sauberer wird und bleibt.
Fakt ist aber leider auch, dass der Müll nicht komplett vermieden werden kann. Es gibt Menschen, die sich nicht um ihre Umwelt scheren und die erreicht man leider nicht mit Infoflyern, Appellen und Maßnahmen. Vor allem nicht, wenn sie von außerhalb kommen. Auch schärfere Sanktionen sind als Kommune schwierig umzusetzen. Kameraüberwachung ist in den meisten Fällen schwierig oder nicht zulässig und müsste beschildert werden, was die Überwachung ad absurdum führen würde. Bußgelder können nicht drastisch erhöht werden, sondern müssen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben für Ordnungswidrigkeiten bleiben. Nicht zuletzt müsste deutlich mehr Personal zur Überwachung, Ahndung und Beseitigung des Mülls bereitgestellt werden. Doch Müllsünder während der Tat zu erwischen oder nachträglich zweifelsfrei nachzuweisen, ist nur sehr selten möglich. Nachts an irgendeinem Waldrand Weiterstadts ist eben keine Kamera verfügbar oder gar ein Ordnungsamtsmitarbeiter in der Nähe. Diese Probleme wurden lang und breit im Ausschuss 2019 diskutiert und versucht Lösungen zu entwickeln, was oft leider nicht möglich war.
Lösungsvorschläge von Bürgerinnen und Bürger, Vereinen und andere gesellschaftlichen Akteure sind sehr willkommen und werden, sofern umsetzbar, auch gerne umgesetzt. „Leider enthält der Antrag der FDP nichts Neues, keine zündenden Ideen, die nicht schon da waren und das Problem lösen.“ schließt Keil ihren Wortbeitrag in der Stadtverordnetenversammlung. Wenn dies einmal der Fall sei, so würde die SPD dem sofort zustimmen, so aber sei der Antrag obsolet, weil er bereits umgesetzt wird.